Sobald ich in eine Sitzung gehe, öffne ich all meine Sinne, um mein Gegenüber ganz wahrzunehmen,
ganz gleich ob Mensch oder Tier.
Während ich bei den Menschen am Anfang oft eine gewisse „Unruhe“ oder „Aufregung“ bemerke,
bis der/diejenige sich ganz fallen lassen kann, ist bei den Tieren meist einfach nur pure Neugier.
Die Tiere überlegen nicht lange, sie spüren einfach zurück und befinden für gut oder nicht gut :-).
Aber was heißt denn jetzt, „Ich sehe Dich“?
Ich sehe Dich wertungsfrei mit all Deinen Stärken und Schwächen,
mit all Deinen Gaben und „Fehlern“, in Deinen schönsten und schlimmsten Momenten in Deinem Leben.
Ich sehe Deine Freude und Deinen Kummer. Ich sehe Deine Schmerzen und Dein Leid.
Ich sehe Deine Verstrickungen. Ich sehe in Deine Augen und sehe Dein Licht. Mal ist es leuchtend, mal dunkelgrau. Du bist vollkommen, so wie Du bist, mit Deinem ganzen Wesen und Deinem Sein.
Es ist mir eine Freude Dir zu begegnen und es ist ein Geschenk für mich, Dich mit allem was Dich ausmacht wahrzunehmen.
Das bedeutet es für mich!
Ich möchte euch hierzu noch eine kleine Geschichte erzählen. Vor ca. 3 Jahren hatte ich eine Sitzung mit einer Stute, die an schwerem Asthma litt... als ich den Stall betrat, waren links drei oder vier kleine Kälbchen und zwei Mutterkühe. Gleich beim ersten mal schaute mich ein Kälbchen genau an und musterte mich. Es sah etwas frech, aber auch verloren aus.
Während ich also bei der Stute war, schrie das kleine Kälbchen immer wieder aus ganzem Hals nach seiner Mutter. Es kam aber nie ein Ton zurück.
Mein eigenes Mutterherz war ganz betrübt, also ging ich zu diesem kleinen Kälbchen hin und sagte ihm „Ich sehe Dich“. Ich legte meine Hand auf seine Stirn und es ging runter in die Knie und legte sich entspannt hin. Ich machte einfach mein Herz auf und es war ein wunderbares, schönes Gefühl. Für das Kälbchen war das völlig ausreichend, mehr wollte es gar nicht, es wollte einfach nur in seinem Kummer gesehen werden. Danach war es still und konnte das Jetzt wieder genießen. Die nächsten Wochen war ich immer mal wieder auf diesem Hof und es war schön zu sehen, wie das Kälbchen angekommen ist und sichtlich Spaß am Leben hatte.
Bei schreienden oder nörgelnden Kindern ist es übrigens das gleiche, sie wollen meist auch einfach nur gesehen werden und zwar richtig (!) gesehen werden. Nicht nur ein „Oh tolles Bild“, „Oh da bist Du aber toll gerutscht“, „Oh das kannst Du aber schon toll“.
Nein, sie wollen keine Bewertung, sondern eine echte Begegnung.
Und sind wir mal ehrlich, wir alle wünschen uns richtig gesehen zu werden, aus vollem Herzen.
Von unserem Partner/in, von unseren Kollegen, Freunden, Familie, Chef usw... !
Es hat etwas mit Wertschätzung zu tun. Und Wertschätzung fängt immer zuerst bei uns selbst an!
Also Wie siehst Du Dich? :-)